Khao Khitchakut in Chanthaburi – Der Heilige Berg im Osten von Thailand

Einen wunderbaren Tag und eine mystische Nacht haben wir am Mount Khao Khitchakut im gleichnamigen Nationalpark verbracht.

Der heiligen Berg Khao Khitchakut (auch: Yot Phrabat – Berg des heiligen Fußabdrucks, ยอดเขาพระบาท), der sich in der Provinz Chantaburi befindet und direkt vor der Provinzhauptstadt Chanthaburi im Südosten des Landes liegt, ist eines der größten Heiligtümer Thailands.

Der Khao Khitchakut Nationalpark:

Khao Khitchakut

Unser Freund Nattha und dessen Frau An waren aus Bangkok angereist, so ergab es sich, dass unser Sohn Manuel, Roland und ich uns mit ihnen in Chantaburi trafen, um diesen heiligen Berg auf 1085 Meter Höhe zu erklimmen.

Anreise zum Khao Khitchakut

Wir waren von der Insel Koh Chang angereist, wo wir seit einigen Monaten leben. Der Weg zum Gipfel Khao Khitchakut beginnt bereits in Chantaburi und wir hatten uns eine Vollmondnacht im März 2015 ausgesucht.

Die Nachtbesteigung sollte ein ganz besonderes Erlebnis werden, und da die Pilgerstätte jedes Jahr nur im Februar und März geöffnet ist, fahren und wandern tausende Pilger zum Gipfel.

Jeder Thai sollte mindestens einmal im Jahr und wenn es geht, noch öfter nach Khao Khitchakut pilgern, um dort zu beten und zu meditieren.

Es gibt oben nicht nur einige unglaublich faszinierende Felsformationen und bei Tage eine traumhafte Aussicht, sondern auch die Fußabdrücke des Buddha zu finden. Dieses Spektakel wollten auch wir uns nicht entgegen lassen.

Khao Khitchakut – Thailands Golden Rock

Nattha, An, Manuel und Christine am Fuße des berges

Mit Allradfahrzeugen werden die Pilger rund 800 Meter den Berg hinauf gekarrt und schon allein diese Fahrt ist ein ganz besonderes Spektakel. Man sitzt im offenen Pick Up und fährt rund 40 Minuten durch einen atemberaubenden Pfad den Dschungel steil bergauf.

Das kostet nur 100 Baht pro Person und die sind es wert. Zu betonen ist, dass wir in dieser Nacht sicher die einzigen “Farangs” also Weißen waren. Wir konnten jedenfalls keine weiteren außer uns selber sichten.

Gut möglich, dass untertage sich einige Ausländer hier hinauf verirren, doch Kao Khitchakut ist und bleibt in Thailand sicher noch lange ein Insidertipp und ist deshalb fast ausschließlich von Thais besucht.

Am Ende der Straße beginnen unzählige Stufen sich durch den Fels zu schlängeln. Die ganze Pracht präsentiert sich in einer unfassbaren Buntheit und auch der Kitsch lässt munter grüßen, Kitsch, der Europäern schier die Tränen in die Augen treiben könnte.

Wir fragen uns immer wieder wie man es fertigbringen kann, eine solche Dichte an Plastik-Utensilien an einem einzigen Platz zu versammeln.

Es drängen sich hier tanzende Plastikmönche und andere Heilige dicht an dicht, Plastikblumen hängen und liegen überall wohin das Auge reicht von allen möglichen Plastikstatuen, und Plastiktiger und Plastikvögel sowie anderes Getier verziert die wirklich atemberaubende Landschaft.

Doch die Menschen lieben all dies hier, ihre Begeisterung kennt schier keine Grenzen. Auch wir sind begeistert, nein, eher verwundert. Irgendwie angenehm verwundert.

Khao Khitchakut

Khao Khitchakut – Thailands Golden Rock

Immer wieder sitzen Mönche am Boden, die gerne Geld und Geschenke annehmen, und uns im Gegenzug dazu segnen und mit Weihwasser waschelnass bespritzen.

Auch wir haben Blumen, Räucherstäbchen und Kerzen mitgebracht und stimmen die Geister damit gnädig, wir spenden hier und spenden dort und bringen die unzähligen Glocken mit Münzen in Schwung. Alles fließt und bewegt sich, so auch unsere Gedanken, unsere Energie und insbesondere der Geldfluss. Letzeres ist auch hier oben wie überall sehr sehr wichtig.

Wo wir gehen und stehen hängen Geldscheine zu Dutzenden aneinandergereiht und übereinander gehängt und fordern die Pilger auf, noch einige hinzuzugeben. Auch die Schüsseln, Vasen und Krüge sind voll von den Münzen der Pilger. Und immer wieder: Alles fließt und ist in Bewegung.

So soll auch der Mensch im ewigen Fluss bleiben und das weitergeben was er bekommen hat. Wir setzen unseren Weg fort nach oben.

Khao Khitchakut – Thailand Khao Khitchakut – Thailand

 

DSC_0756Am Gipfel angelangt entdecken wir einige interessante Felsformationen, eine schaut aus wie eine Pagode, eine andere hat die Form eines Elefanten oder einer riesigen Schildkröte.

Bei Tag hat man von hier aus eine gute Aussicht auf den Golf von Thailand. Jetzt aber ist Nacht und der Nebel hat sich an den eigenartig faszinierenden Steinbrocken festgesaugt. Die Luft ist feucht und kühl. Wir staunen ob dieser Fülle von Lärm und Geschäftigkeit.

Tausende Menschen scheinen hier in Bewegung zu sein. Wir staunen auch über die Formationen der Steine und Roland überlegt, wie solche Felsbrocken sich hier oben auf den Berg verirrt haben können, zünden Räucherstäbchen und Kerzen an und meditieren und beten nach Anleitung eines Antreibers, der ein Megafon vor seinem Mund hält und den letzten Rest von Andacht aus allen herausbrüllt.

Roland probiert das Heilige Öl, das in einer großen Wanne vor sich hinbrodelt. Ein Mönch hatte ihn dazu eingeladen. Rund zwei Stunden Brechreiz sind die Folge dieses Experiments.

Vielleicht bleibt Roland nun Zeit seines Daseins gesund und frisch und wird nie wieder leiden müssen.

Khao Khitchakut – Thailand Khao Khitchakut – Thailand Khao Khitchakut – Thailand

Und wenn doch, so vielleicht auch gleich und sofort, denn wir können aufgrund dieses Chaos und des unglaublichen Lärms hier oben kein Auge zu tun.

Eigentlich wollten wir die Nacht am heiligen Ort verbringen und den Sonnenaufgang genießen. Doch das ist für uns nun ausgeschlossen. Darum beschließen wir zuerst ein gutes Stück weiter zu wandern und dann wieder abzusteigen. Wir erklimmen den steilen Weg durch dichten Dschungel und interessante Felsformationen, überqueren Brücken und Stege und gelangen schließlich zu einer weiteren Höhlenformation, wo es sehr viel ruhiger zugeht und auch bedachter.

Auch hier haben sich einige Pilger versammelt und es gibt erneut Essen und Getränke gegen kleines Geld und wir setzen uns hin und genießen unser Mitternachtsdinner. Gegen 2 Uhr früh haben wir genug vom Trubel und so entschließen wir uns endgültig zum Rückmarsch.

Wir sind glücklich, müde und zufrieden. Genau in dieser Reihenfolge.

Khao Khitchakut – Thailand

Auf dem Weg nach unten begegnen uns tausende weitere Pilger.

Wir kommen gar nicht mehr aus dem Staunen. Wie nur ist es möglich, dass um 2 Uhr früh immer noch so viele Menschen auf einem Berg unterwegs sein können? Nur mehr wenige Tage wird die Pilgerstätte geöffnet sein, so haben es die Gläubigen ziemlich eilig, in der verbliebenen Zeit noch alles zu schaffen.

Dann ist wieder Schluss bis zum Jahr 2059 nach buddhistischer Zeitrechnung. Jetzt haben wir das Jahr 2058. Gegen drei Uhr früh sind wir wieder in Chantaburi, unserem Ausgangspunkt angelangt. Auch hier geht es zu wie auf einem Jahrmarkt. Eine Bude reiht sich an die nächste.

Es gibt alles was das Herz, der Magen und der Kopf begehrt. Mitten in der Nacht. Es wird gekocht, gebraten, gebruzelt und gesotten was die Woks hergeben. Zudem werden Tausende und Abertausende von Heiligenbeigaben, Kerzen, Räucherstäbchen, Souveniers und auch sonstiger Tand und Kram in allen Formen, Farben geboten.

Und die die Plastikindustrie boomt auch hier in allen Ecken und Enden. Wir staunen und riechen, und schmecken und schauen und glotzenb. Dann machen wir uns auf den Rückweg nach Trat, wo wir in der Früh die erste Fähre nach Koh Chang nehmen werden.

Ein wunderbares Erlebnis und tausend Eindrücke nehmen wir dabei mit.

Khao Khitchakut ist ein absolut nachahmenswertes Erlebnis.

Hier noch ein Tolles Video


Hallo, ich bin Christine Losso, Journalistin. Buchautorin und Bloggerin... Es kann einem nichts Besseres passieren als das Glück zu haben, um die Welt zu ziehen, um neue Kulturen, neue Perspektiven und neue Menschen kennen zu lernen: Für sich selber und für die Allgemeinheit. Ich möchte euch mit unseren mehr oder weniger verrückten Geschichten rund um den Globus etwas unterhalten und erheitern...

Kommentare

  1. Hallo
    wir wohnen am Fuß des Khao Kitchakut und können alles so bestätigen. Die meisten der Pilger treten die Reise zwischen Mitternacht und 3:00Uhr an, genießen den Sonnenaufgang dann beim Abstieg oder auf dem Berg.
    1989 sind wir noch den ganzen Weg nach oben gelaufen, ein Shuttle gab es noch nicht.

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